Zeitreise: Vom Reinigungsgewerbe …
… zum anspruchsvollen Handwerksberuf!
Bis ins Mittelalter lässt sich die Geschichte des Reinigungsgewerbes zurückverfolgen. Bekannt aus dieser Zeit sind die Wandwäscher. Doch erst mit der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfuhr das Handwerk einen enormen Aufschwung. Seit 1934 ist es als Vollhandwerk anerkannt und seitdem wird in diesem Beruf ausgebildet.
Zeitreise, die die Entwicklung des Gebäudereiniger-Handwerks in Niedersachsen beleuchtet:
1878 | Berlin: Franzose Marius Moussi gründete den ersten Gewerbebetrieb zur Ausführung von Glasreinigungsarbeiten. Preise für eine 10-sprossige Leiter 2,50 Mark und für ein Fensterleder 1 Mark. |
1880 | Berlin: Robert Staehr gründete das erste internationale Unternehmen für Glasreinigung, Fassadenreinigung, Entstauben von Saalwänden, Kronleuchtern etc. |
1882 | Braunschweig: Kaufmann Otto Martinius gründete das erste Glasreinigungs-Institut in Nordwestdeutschland. |
1884 | Adressbuch der Stadt Hannover ein Eintrag unter „Glasreiniger“ mit dem Namen Schulz |
1890 | Adressbuch der Stadt Hannover: 6 Einträge unter „Glasreiniger“, vier beschäftigen 2 – 4 Gehilfen; in ganz Hannover waren etwa 20 Menschen mit Fensterputzen beschäftigt. |
1890 | Hildesheim: Gründung der Albert Schröter Gebäudereinigung |
1894 | Hannover: Gründung der Schmalstieg GmbH Gebäudereingung |
1900 | Adressbuch der Stadt Hannover führt 25 Geschäfte „Glasreinigung“ auf. |
Jahrhundert- wende | Etwa 1000 Glasreinigungsinstitute in Deutschland; Idee für einen Zusammenschluss. |
1901 | Hannover: Gründung des Zentralverbandes der Reinigungsunternehmer Deutschlands - „Verband der Reinigungs-Instituts-Unternehmer Deutschlands“. |
1903 | Hannover: Gründung der Ortsgruppe des Verbandes mit 22 Mitgliedern. |
1907 | Lt. Adressbuch der Stadt Hannover: 36 Glasreinigungsgeschäfte |
1910 | Lt. Adressbuch der Stadt Hannover waren es 48 Betriebe. |
1920 | Lt. Adressbuch der Stadt Hannover: 61 Glasreinigungsgeschäfte. |
1921 | Hannover: Gründung der „Innung für das Glas- und Gebäudereinigungs-Handwerk“. |
1927 | Gründung „Freie Glasreinigungs-Innung zu Braunschweig“. |
1931 | Anerkennung des Berufes „Glas- und Gebäudereiniger“ als Handwerk von der Handwerkskammer Hannover. |
1934 | Hildesheim: Gründung der Gebäude-Reinigung-Innung Hildesheim; 1999 umbenannt in Gebäudereinigung Süd-Niedersachsen. |
1934 | „Wie waren die Verhältnisse in den Anfangsjahren unseres Berufes? Man spricht immer von der guten alten Zeit. Hier ein Bild: 1889 – Der Anfangslohn betrug monatlich 25 Mark ohne jegliche Beköstigung… Nach 2 Jahren erreichte man den Höchstlohn von 60 Mark. Ausbezahlt wurde aber nicht am 1., sondern am 5. oder 6. des Monats; denn die Chefs mussten das Geld erst von der Kundschaft kassieren. Fast jeden Abend um 8 Uhr musste bei einem Kunden beputzt werden, auch sonntags morgens wurde gearbeitet, ohne jegliche Extravergütung. Bestimmte Lehrzeit gab es nicht. Der eine lernte es in 4 Wochen, der andre im ganzen Leben nicht.“ (Otto Windeler, 1934) |
1934 | Vollständige Anerkennung des „Glas- und Gebäudereiniger-Handwerks“ durch die „1. Verordnung über den vorläufigen Aufbaudes Deutschen Handwerks“, im Verzeichnis unter Nr. 22 eingetragen. Berufliche Ausbildung des Nachwuchses erfolgte nunmehr auf handwerklicher Basis. „Damit ist aus dem früheren „Fensterputzer“, auf den man manchmal spöttische herabgeblickt hat, ein Handwerker geworden, der zwar auch heute noch manchmal verkannt, eine volkswirtschaftlich wichtige Aufgabe zu erfüllen hat.“ (Otto Windeler, Ehren-Obermeister der Innung im Januar 1955) |
1945 | „Trostlos sah es im Sommer 1945 in Hannover aus. Weite Teile der Stadt völlig zerstört, kaum eine heile Fensterscheibe und Handel und Wandel schien fast völlig zu stocken. Aber mit einer unglaublichen Zähigkeit finden die Menschen zu arbeiten. Eine genaue Statistik über die Einkommensverhältnisse der damaligen Zeit liegt nicht vor, aber von Kollegen wurde wiederholt erzählt, dass sie damals ein Monatseinkommen von 60 bis 100 Mark gehabt hätten.“ (Otto Windeler, Ehren-Obermeister, 1955) |
1947 | Hannover: Gründung des Zonenverbandes des Glas- und Gebäudereiniger-Handwerks der britischen Zone als Vorläufer des Landesinnungsverband Niedersachsen des Gebäudereiniger-Handwerks. |
1948 | Innungsversammlung: Punkt 6: Materialverteilung. Betr.: Zinkabgabe: „Alle Kollegen, die bisher noch kein Altzink abgeliefert haben und Wert darauf legen Eimer zu bekommen, fordere ich hiermit nochmals auf bis spätestens zum 10. April 1948 je Eimer 2,5 bis 3 kg Altzink (alte Dachrinnen oder anderes Altzink, jedoch kein verzinktes Eisenblech) bei mir abzuliefern. Wer kein Altzink abliefert, kann nicht mit der Zuteilung eines Eimers rechnen!“ (Rudolf Rosenthal, Obermeister) |
1948 | Köln: Hauptinnungsverband wird gegründet durch die Landesinnungsverbände Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Baden, Hessen, Rheinland-Pfalz. |
1950/51 | 85 Glas- und Gebäudereinigungsbetriebe mit 65 Gehilfen und 30 Lehrlingen in Hannover. |
1950 | „Zentralinnungsverband des Glas- und Gebäudereiniger-Handwerks“ wird gegründet. |
1951 | Verbandstag in Hannover: Feier zum 50jährigen Bestehen der Berufsverbandes. |
1953 | Neuordnung des Deutschen Handwerks, die Gebäudereiniger in der Positivliste der Handwerksordnung. Der Zentralinnungsverband wird in „Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks“ umbenannt. |
1973 | Neue Berufsausbildungsverordnung für das Gebäudereiniger-Handwerk: Lehrzeit beträgt 2,5 Jahre. |
1990 | Wiedervereinigung: In den neuen Bundesländern werden die ersten Innungen gegründet. |
1992 | Bildungswerk Niedersachsen der Gebäudereiniger (BWNG) e.V. wird gegründet. |
1999 | Neue Berufsausbildungsverordnung für das Gebäudereiniger-Handwerk: Lehrzeit beträgt jetzt 3 Jahre. |
2005 | Die eigenständigen Gebäudereinigerinnungen Braunschweig, Hannover und Süd-Niedersachsen haben sich auf einer feierlichen Gründungsveranstaltung am 27. April 2005 zur Landesinnung Niedersachsen zusammengeschlossen. |
2006 | Das Gebäudereiniger-Handwerk ist das beschäftigungsstärkste Handwerk in Deutschland: Mehr als 850.000 Menschen arbeiten in dieser Branche. |
2007 | Landesinnung Niedersachsen wird Mitglied im Qualitätsverbund Gebäudedienste.Juli 2007: Das Gebäudereiniger-Handwerk wird in den Schutzbereich des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes aufgenommen. Stichwort: Gesetzlicher Mindestlohn.Gründung des Landesinnungsverbandes Nord-West des Gebäudereiniger- Handwerks. |
Neues Denken, neues Handeln!
Hier finden Sie die Obermeister der Innungen des Gebäudereiniger-Handwerks Braunschweig, Hannover, Süd-Niedersachsen.