Bildungswerk Niedersachsen der Gebäudereiniger e.V.
Karriere mit Meisterbrief
Hannover. "Mein Vater hat mir dazu geraten" freut sich Ramazan Asik. Kurz, nachdem er seine Lehre in einem anderen Handwerk vorzeitig beendet hatte, fing er 1993 – mit 18 Jahren - auf Empfehlung seines Vaters als Reinigungskraft bei der DB Services Nord GmbH an. Der Beruf machte ihm viel Spaß, und offensichtlich hinterließ er auch bei seinem Arbeitgeber einen sehr guten Eindruck. Sein beruflicher Werdegang beeindruckt: 1997 Vorarbeiter, 2000 Schichtleiter, 2007 Personaldisponent, 2008 Koordinator im Innendienst mit Verantwortung für 60 Mitarbeiter. Ein beachtlicher Weg für den jungen Mann!
Zuletzt wurde ihm seitens der DB Services Nord GmbH sogar die Stelle eines Servicebereichsleiters in Aussicht gestellt. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass er den Meistertitel im Gebäudereiniger-Handwerk vorweisen könne.
Dieser Herausforderung wollte sich Ramazan Asik stellen, zumal sowohl seine Familie - er ist mittlerweile glücklich verheiratet und hat zwei Kinder - als auch sein Arbeitgeber ihm signalisierten, dass sie ihn auf diesem Weg gerne unterstützen würden. Und so drückte er nach 15 Berufsjahren erneut die "Schulbank". Beim Bildungswerk Niedersachsen der Gebäudereiniger e.V. (BWNG) absolvierte er ab Dezember 2008 zunächst den Vorbereitungslehrgang auf die Gesellenprüfung (GPVL). Die Gesellenprüfung bestand er im April 2009, die Freisprechungsfeier fand im August desselben Jahres statt.
Sein Ziel war aber nach wie vor der Meisterbrief!
Also belegte er ab September 2009, ebenfalls beim BWNG, den Vorbereitungslehrgang auf die Meisterprüfung unter Leitung von Gebäudereinigermeister Gerhard Sommer.
Heute nun, am 26.03.2010 wird es "Ernst"! Zusammen mit 9 weiteren Gesellinnen und Gesellen muss er vor den strengen Augen der Meisterprüfungskommission der Handwerkskammer Hannover in der Berufsbildenden Schule III in Hannover sein Können unter Beweis stellen.
Alles strahlt an diesem Tag: die Sonne am Himmel und die Gesichter der Gesellen, die sich der Meisterprüfung unterziehen. Zumindest äußerlich ist ihnen der Prüfungsstress nicht anzumerken. In den vergangenen vier Tagen haben sie in Rotenburg/Wümme bereits ihr Meisterstück abgeliefert, indem sie dort nach allen Regeln der Kunst die Grundreinigung eines Schulraumes durchführten. Die Gesellen mussten die Arbeiten nicht nur selbständig durchführen, es war auch betriebswirtschaftliches Know-How gefragt: Zum Meisterstück gehören sowohl eine Vor-, als auch eine Nachkalkulation. Abweichungen müssen ermittelt und begründet werden.
Nun stehen die sogenannten "Arbeitsproben" auf dem Programm. Jeder Prüfling hat Arbeitsproben aus insgesamt vier Arbeitsbereichen abzuliefern. Dafür stehen jeweils ca. 1,5 Stunden zur Verfügung. Während beim Meisterstück ausschließlich das Ergebnis bewertet wurde, geht es nun um die Art und Weise der Durchführung, um Fertigkeiten und Kenntnisse.
Der erste Prüfungsbereich ist die Glasreinigung an einer Fassade einschließlich Reinigung von Eloxalflächen und Sohlbänken.
Die Berufsbildende Schule (BBS) 3 in unmittelbarer Nähe der 6-spurigen, stark befahrenen Gustav-Bratke-Allee bietet hierfür ein überaus geeignetes Tätigkeitsfeld. Rechts im Foto: Daniel Sowa (l), Jens-Henning Wenzel.
Auch in der Küche der BBS II gibt es vielfältige Möglichkeiten, das meisterliche Können unter Beweis zu stellen. Normalerweise sind hier Auszubildende des Kochhandwerks tätig. Doreen Rettmer und Michael Hoffmann reinigen eine Dunstabzugshaube - natürlich vorschriftsmäßig mit Schutzbrille.
Mirco Hillebrand und Jenny Heinze reinigen zur selben Zeit am selben Ort Kochplatten und Arbeitsflächen bzw. die Lüftungsgitter der Dunstabzugshaube.
Die fachgerechte und gründliche Reinigung eines Betonbodens gehören zu Ramazan Asiks (l.), Constantin Beckers (linkes Bild) sowie Florian Burmeisters (rechtes Bild) Arbeitsprobe.
Der Meisterprüfungsausschuss, hier vertreten durch RA Burkhard Räcker (m.), Geschäftsführer der Landesinnung und Vorsitzender des Meisterprüfungsausschusses, Michael Schuchmann (l.), Mitglied des Vorstands der Landesinnung sowie der Meisterprüfungskommission, koordiniert die Arbeit in den einzelnen Arbeitsbereichen.
Martin Baier, Repräsentant der Johannes Kiehl KG, welche seit vielen Jahren mit ihren innovativen Reinigungs- und Pflegeprodukten die Meisterschüler bei ihrer Prüfung als Sponsor unterstützt, verfolgt die Anwendung der gelieferten Materialien mit großem Interesse.
Marion Presek-Haster, Mitglied des Vorstands der Landesinnung und Vorsitzende der Gesellenprüfungskommission, nutzt die Gelegenheit, sich bei Martin Baier über die neuesten Entwicklungen bei Reinigungsprodukten zu informieren und sich natürlich auch persönlich für das erneute Engagement der Johannes Kiehl KG zu bedanken.
Darauf angesprochen, ob er mit seiner Leistung zufrieden sei, schmunzelt Ramazan Asik "Ich hoffe, dass die Meisterprüfungskommission zufrieden ist, dann bin ich es auch".
Waren wir erfolgreich? Die Prüflinge wissen es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Den Gesichtern nach zu urteilen, sind sie jedoch überaus optimistisch.
Strahlende Gesichter (v.l.n.r.): Ramazan Asik, Michael Schuchmann, Mitglied des Vorstands und der Meisterprüfungskommission der Landesinnung, Daniel Sowa, Jenny Heinze (hinten), Michael Hoffmann (vorne), Yvonne Rohse, Jens-Henning Wenzel (hinten), Florian Burmeister (vorne), Constantin Becker, Mirco Hillebrand, Martin Baier, Johannes Kiehl KG, Stefan Mantei, Meisterprüfungskommission, Doreen Rettmer und Anke Helm, Meisterprüfungskommission.
Nachtrag: alle Meisterschüler des BWNG e.V. haben in diesem Jahr sowohl das Meisterstück als auch die Arbeitsproben erfolgreich abgeliefert. Die beste Note hatte übrigens Ramazan Asik!!!
[Text & Fotos: Michael Milsch]