Marvin Hanisch: Doppel-Ausbildung mit Zukunft 2012

Marvin Hanisch: Doppel-Ausbildung mit Zukunft

 

Marvin Hanisch neben Lehrlingswartin Marion Presek-Haster
Marvin Hanisch neben Lehrlingswartin Marion Presek-Haster

Mit 25 Jahren kann Marvin Hanisch bereits auf zwei abgeschlossene Ausbildungen stolz sein: „Ich habe erstmal eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann gemacht“, berichtet der hochgewachsene junge Mann mit den wachen Augen. „Als ich damit 2010 fertig war, gab mir mein Vater den Tipp, noch eine Ausbildung zum Glas- und Gebäudereiniger dran zu hängen. Ich dachte mir, das ist eine gute Sache, so kann ich das Theoretische mit dem Praktischen verbinden.“

Schon als Schüler reinigte er Böden in Schulen und staubte Mobiliar ab, um sich nebenbei ein paar Euro zu verdienen. Im väterlichen Gebäude- und Glasreinigungsbetrieb in Wiesbaden als Lehrling anzufangen, kam für ihn nicht in Frage. So kam Marvin Hanisch, im Foto rechts neben Lehrlingswartin Marion Presek-Haster, nach Hannover, der Stadt, aus der seine Familie ursprünglich stammt: „Mein Großvater, der unseren Betrieb gegründet hatte und mein Vater kommen gebürtig aus Hannover und ich habe hier Verwandte. Also entschloss ich mich, hier meine zweite Ausbildung zu machen und fing 2010 im Mai bei Fa. Peter Schneider Gebäudedienstleistungen an.“

Und das hatte er sich einfacher vorgestellt: „Die ersten drei Tage waren schon hammerhart, morgens um sechs in der Firma, dann den ganzen Tag gearbeitet, ich war abends `schlachskaputt´. Ich hatte ja vorher nur im Büro gearbeitet!“

Auch die Umstellung auf eine neue Mentalität sei eine Herausforderung gewesen, bekennt Marvin Hanisch freimütig. „Wir Hessen sind ein eher offenes Volk, man kommt mit jedem schnell ins Gespräch und macht mal einen Scherz. Hier bin ich da auch schon mal auf Granit gestoßen.“ Sein Herz schlage nun mal für seine Heimat, bekennt Marvin Hanisch und strahlt. „Und es gab auch Zeiten im ersten Jahr, in denen wollte ich alles hinschmeißen und nur noch nach Hause“, schmunzelt er. Inzwischen aber habe er sich gut eingelebt. Seine Freunde hätten ihn erst belächelt, als sie erfuhren, dass er Gebäudereiniger werden wollte. „Das ist normal, ich hätte das nicht anders gemacht. Aber nachdem ich erklärt hatte, was ich da mache, haben sie gesagt, sie fänden das gut.“

Wer „Gebäudereiniger“ höre, denke eben erstmal an „Putzen“ und wisse nicht, wie viele Möglichkeiten er biete – vom Reinigungs- und Hygienetechniker über den Objektleiter bis hin zum Studium an der Fachhochschule. „Man braucht da eine gesunde Portion Selbstbewusstsein, weil man durch den Beruf erstmal herabgestuft wird. Dabei ist er so vielschichtig. Wir müssen mit gefährlichen Chemikalien umgehen, wir kommen in Räumlichkeiten, die man als Normalbürger nie zu sehen bekommt – wie zum Beispiel Tresorräume. Und es ist jeden Tag wieder spannend, wo man eingesetzt wird, denn wenn ich morgens zur Arbeit komme, weiß ich noch nicht, was genau mich erwartet.“ Allerdings sei es kein Beruf für jeden, denn man müsse der Mensch dafür sein, auch mal unangenehme Arbeiten zu erledigen. „Ehrlich gesagt, ich selbst reinige am liebsten Glas“, lacht Marvin Hanisch.

Im Juli 2012 ist er mit seiner Ausbildung zum Glas- und Gebäudereiniger fertig und freut sich auf neue Herausforderungen. „Was als nächstes kommt - schaun wir mal. Ich möchte auf alle Fälle irgendwann zurück in die Heimat!“

 

[ Text: Sonja Steiner ]    [ Foto: Michael Milsch ]
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